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#1

Gefühle

in Lounge Angehörigenthread 04.09.2010 21:04
von Margitta | 52 Beiträge

Als Angehöriger steht bei Diagnosestellung erst einmal die Hilflosigkeit dann die Hoffnung und manchmal auch der Abschied..
Die Hilflosigkeit besteht darin das die Hemmschwelle überschritten werden muss mit den Betroffenen seine eigenen Ängste auszutauschen.
Die Hoffnung jede neue Untersuchung gibt oder nimmt die Hoffnung doch es erscheint mir wichtig sie nie aufzugeben.
Abschied nehmen ist der schwierigste Teil ,aber auch der wichtigst für alle Beteidigten.
LG Margitta


Kein Problem wird gelöst,
wenn wir träge darauf warten,
dass Gott allein sich darum kümmert.
Martin Luther King

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#2

RE: Gefühle

in Lounge Angehörigenthread 09.09.2010 11:34
von Olivia

Liebe Margitta,

Sicher hat man dieses Gefühl der Hilflosigkeit wenn man die Diagnose Krebs gesagt bekommt. Im Grunde genommen ist die Hilflosigkeit doch nur auf die Diagnose gemünzt aber nicht auf den Betroffenen selbst. Viele Angehörige konzentrieren sich ab diesem Moment
mehr auf die Diagnose Krebs und vergessen voller Übereifer vor Hilflosigkeit den Betroffenen um den es hier wirklich geht.

Liebe Margitta, als ich meine Diagnose LK bekam fragte ich meinen Mann werde ich jetzt sterben.Die Antwort von meinen Mann war, nein du wirst jetzt nicht sterben an deiner Krebserkrankung , du wirst noch Leben. Und dieser Satz von meinen Mann war für mich einer der wichtigsten Sätze bis zur meiner Lungen OP.Mir blieb also die Zeit noch alles zu Regeln was mir am Herzen lag bevor ich gehe von dieser Welt. Mein Mann und ich verbrachten die gemeinsame Zeit die uns noch blieb bis zu meiner Lungen OP sehr intensiv unsere Liebe
bekam eine ganz andere Bedeutung die im Alltags leben unter ging.
Wir beiden spürten dass wir gemeinsam stark genug sind uns unsere Tränen nicht zu schämen , gemeinsam Abschied zu nehmen was uns beiden vor meiner Lungenkrebserkrankung wichtig vor kam, gemeinsam zu trauern mit einem schweigen der Umarmung. Und als mein Mann noch dieses Satz vor meiner Lungen OP sagte, mein Brauner glaube ganz fest an unsere Liebe, sie ist stärker als der Tod und diese Krankheit. Weg war die Angst vor meiner Lungen OP, denn ich hatte Angst davor mein Leben am dem ich hänge auf dem OP Tisch zulassen. Und diese Angst ist wohl oder übel berechtigt.Denn keiner konnte mir sagen, wie die Lungen OP verlaufen wird oder welche Komplikationen noch nach der OP auftreten können. Ja ich konnte nun diese Reise in das Nevada der Narkose antreten denn die Liebe von und zu meinen Mann gab mir das Gefühl das er in seinen Gedanken mich begleitet und er mich nicht alleine lässt egal wie die OP ausgehen wird.

Margitta, weißt Du ,mein Mann trägt heute noch ein kl. Geheimnis in seinen Herzen. Und wenn ich ihn darauf anspreche, sagt er ganz klar und deutlich.
Auch Menschen die sich lieben haben kleine Geheimnise voreinander und diese Geheimnis,was ich in meinen Herzen trage ist die Vergangenheit aus einem Teil unseres gemeinsamen Leben.

Was ich mit meinen Posting zum Ausdruck bringen möchte, da ich auch nunmal Angehörige bin einer BK erkrankten Schwester und Hinterbliebene von einem verstorbenen Krebserkrankten Vater.

Nur den Betroffenen sehen denn er hofft auf unser Vertrauen was wir in dieser Zeit ihm schenken werden. Trotz schwerer Diagnose Krebs niemals versuchen als Angehörige sich in die Situation in den Betroffenen herein zuversetzen, wir haben diese Krankheit nicht wir sind nur die Begleiter bei dieser Krankheit . Unsere Aufgabe ist es auch nicht freie Entscheidungen über den Kopf des Betroffenen zufallen auch hier sollte man immer den Betroffenen mit hinein beziehen es geht schließlich um sein Leben und davon haben wir alle nur eins. Vertrauen aufbauen zwischen Ärzte und Patienten ist unsere Pflicht als Angehörige dem Betroffenen gegegnüber. Denn es bringt nicht wenn wir nur über die Ärzte schimpfen , denn damit tun wir dem Betroffenen nicht gut er selber kommt in schwanken.. Auch nicht andere Betroffene zum Vorbild nehmen schau mal Papa oder Mutti etc gucke mal was die der alles noch kann mit seiner Krebserkrankung der hat den gleichen Tumor wie Du. Das ist dann mehr als Dummheit die da vollzogen wird gegenüber dem Betroffenen als Angehörige.
Das kleine Zauberwort Liebe das eigentlich während der Diagnose Krebs untergegangen ist und trotzdem gibt Sie uns das was wir alle in dieser Situation brauchen , sie nimmt uns die Angst sie macht uns Mut. Sie schenkt und die Hoffnung und sie gibt uns die Kraft wenn es heißt es ist an der Zeit Abschied zunehmen.
Denn ohne Liebe wäre das Leben nicht Lebenswert.
In diesem Sinn ....

Olivia



PS. bevor ich es wieder Vergesse. Wir Menschen machen alle Fehler nur Menschen die meinen sich hier über Rechts- und Satzfehlern aufregen zumüssen sollten doch lieber in ihren Wirrwarr an Gefühlen mal arbeiten .


Lass dich nicht von dem abbringen, was du unbedingt tun willst. Wenn Liebe und Inspiration vorhanden sind, kann es nicht schief gehen.

Ella Fitzgerald
zuletzt bearbeitet 09.09.2010 11:54 | nach oben springen

#3

RE: Gefühle

in Lounge Angehörigenthread 13.09.2010 12:57
von Pedi | 49 Beiträge

Hi,
manchmal denke ich, die Sorge von uns Angehörigen ist purer Egoismus.

Als mein Vater damals an LK erkrankte, zog es mir den Boden unter den Füssen weg. Ich hatte Angst, einfach Angst. Meinen Vater zu verlieren, ohne ihn weiter leben zu müssen.
Es wurde mir so vor Augen geführt, wie schnell ein Leben vorbei sein kann. Nicht, dass man es sonst nicht weiss, aber irgendwie verdrängt man es. Und auf einmal ist es so, dass gestern alles in Ordnung war und heute ist gar nichts mehr in Ordnung und das Wissen, dass es auch nie wieder so wird, wie vorher.
Natürlich hatte ich Sorge um ihn, für ihn. Ich wollte nicht, dass er leidet, Schmerzen hat. Ich habe auch bei ihm die Angst gesehen und natürlich hätte ich ihm das gern erspart, wenn ich es gekonnt hätte. Ich habe für ihn gefühlt, trotzdem...ich war egoistisch, habe meinen Schmerz gesehen, meine Angst.
Den Schmerz, dass meine Kinder vielleicht niemals richtig ihren Opa kennen lernen können.

Mir fehlen ein wenig die Worte, aber ich versuche meine Gefühle ungeschönt und ehrlich und aus meiner Perspektive zu beschreiben.

Meine Ehe ist an seiner Krankheit zerbrochen.
Bis dahin dachte ich, dass alles ok ist. Ab dem Zeitpunkt der Krankheit, habe ich mein Leben überdacht. War es wirklich so, wie ich das wollte?
Ich bekam Depressionen, gut versteckt natürlich, mein Partner hat es abbekommen. Er war mir in der Zeit eine äusserst schlecht Hilfe, er war hilflos, vielleicht erwartete ich auch zuviel.
Ich verzog mich in mein Schneckenhaus, habe alles für meine Kids gemacht, aber das wars. Auch heute komme ich manchmal nicht wirklich aus diesem hinaus. Ich bin menschenscheu geworden. Ich galt im Freundeskreis immer als äusserst extrovertiert. Tja, so kanns gehen.

Damals noch in einem anderen Forum tätig, wie viele hier auch, zog ich mir hieraus meine Kraft. Ich hatte/habe keine Angst vorm Tod, aber inzwischen vor dem Leben.
Ich muss dazu sagen, dass die Trennung von meinem damaligen Mann auch sehr unschön (harmlos ausgedrückt) abgegangen ist. Auch dies seine Spuren hinterlassen hat.

Nun ist es so, dass meine Mutter vor kurzem einen Schlaganfall hatte, noch im KH Brustkrebs diagnostiziert wurde.
Ich bin also wieder Angehörige. Wieder steht meine Angst im Vordergrund. Inzwischen habe ich ja noch einen kleinen Sohn von knapp 2 Jahren und ich weiss, dass er meine Mutter nicht mehr so erleben wird, wie meine Großen sie erlebt haben.
Nein, sie ist kein Pfllegefall geworden, aber sie ist auch nicht mehr die alte....so, wie man sie kannte.
Vielleicht gibt es sich wieder? Ich weiss nicht.

Ich muss dran denken, wie meine Eltern mir in meinen schweren Zeiten während der Trennung zur Seite standen. Sich um mich und die Kinder kümmerten. Irgendwie habe ich schon wieder einen Halt verloren. Es ist nicht so wie damals bei meinem Vater, aber dennoch wird mir mal wieder die Vergänglichkeit des Lebens und auch das Altern an sich vor Augen geführt. Im Gegensatz zu damals habe ich diesmal einen Partner, der mich unterstützt und vor allem auch meine Eltern unterstützt. Er ist Krankenpfleger, vielleicht fällt es ihm deshalb leichter, als meinem Ex-Mann damals.
Ich bin diesmal in keinem Loch, auch bin ich zuversichtlich , dass meine Mutter die Kurve kriegt, weil früh erkannt und gehandelt.

Aber...ich weiss wieder....ich bin noch nicht bereit, meine Eltern gehen zu lassen. Ist man es überhaupt irgendwann?

Irgendwie egoistisch oder?


„Welch triste Epoche, in der es leichter ist, ein Atom zu zertrümmern als ein Vorurteil!“

Albert Einstein


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#4

RE: Gefühle

in Lounge Angehörigenthread 16.09.2010 19:54
von Margitta | 52 Beiträge

Hallo Pedi
Natürlich steckt eine Portion Ego dahinter.Wenn wir Gedankengänge haben dann steht meist an erster Stelle warum gerade der geliebte Mensch warum in unserer Familie warum weshalb wiso das sind die drei Fragen.
Natürlich ist es eine harte Probe für eine Beziehung auch für betroffene Partner doch bist du dir sicher das dies der Grund war (möchte dir nicht zu nahe treten)aber es könnte der Endgrund von vielen vorrangegangenen Gründen sein.
Mein Mann hat 17 Monate meine hochs und tiefs aufgefangen was natürlich nicht jedem Partner gelingt.
LG Margitta


Kein Problem wird gelöst,
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Martin Luther King

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#5

RE: Gefühle

in Lounge Angehörigenthread 17.09.2010 00:45
von Pedi | 49 Beiträge

Hallo Margitta,
ich habe mich, glaube ich, missverständlich ausgedrückt.

Also, bis zu seiner Krankheit habe ich mein Leben in Ordnung gefunden. Viele Ideale hatte ich aufgegeben oder besser verdrängt, im Unterbewusstsein haben sie mir wohl gefehlt, aber ich habe es nicht gemerkt. Nun müsste ich ganz weit ausholen, mich als Mensch und meine Lebenseinstellung erklären, damit man mich (vielleicht) verstehen könnte. Das würde mir jedoch nun zu lange dauern.
Kurz:
Ich war immer fernab vom normalen, bürgerlichen Leben.
Näherte mich dem aber immer mehr an. Bedingt durch Ehe, Kinder usw.
Meinen Ex-Mann kannte ich seit ich 16 bin. Er war eigentlich genauso wie ich. Bis wir uns unmerklich der bürgerlichen, (sorry, aber für mich ist es so) doch überwiegend zombieähnlichen Gesellschaft angenähert hatten. Und ich glaube so wie wir, leben Millionen von Menschen und dies sogar glücklich. Der treibende Punkt war er, ich habe aber mitgezogen ohne es zu merken.

Aber der Krankheit kam bei mir alles hoch. Bei ihm nicht, er hatte es immer noch nicht bemerkt, wie mainstream wir geworden waren. Ich wollte so nicht weitermachen. Ich wollte mein Ich, mein Leben zurück, wer weiss wie lange ich es noch habe?!
Das war 1 Punkt.

Der 2. Punkt war, dass er mich einfach nicht unterstützen konnte. Wohl bedingt, dass er mich nicht mehr verstand. Ich war immer eher ein offenes Buch, nun genau das Gegenteil. Er sagte mir, dass er mich nicht mehr deuten konnte. Und ich? Nein, ich konnte mich auch nicht erklären, weil ich selbst irgendwie in dem Moment nichts wusste. Nicht wusste was mit mir los war und buchstäblich nicht aus meiner Haut konnte.

Wie gesagt, ich fing an mein Leben zu hinterfragen und es kam nicht wirklich was Gutes heraus. So dass ich unsere Ehe einfach als beendet betrachten musste. Glaub mir, bis dahin war wirklich alles ok, oberflächlich betrachtet zumindest. Ja, genau das war es. Ich wollte aus dieser Oberflächlichkeit heraus.
Ist mir ja auch gelungen.

Er hat sich wohl selbst auch mal Gedanken gemacht. Heute ist es so, dass er auch wieder eher derjenige ist, den ich mal kennen gelernt hatte. Aber dies war ein langer Prozess und setzt heute erst ein.
Aber es würde heute trotzdem nicht mehr passen, unsere Wege sind zu verschieden.

Ich bin heute sehr glücklich, dass ich "mein Leben" wieder habe und noch dazu einen Partner, der genau die gleiche Einstellung hat, wie ich.

Vielleicht habe ich mich nun etwas klarer ausgedrückt.
(Und keine Angst, mir kann man nicht so schnell zu nahe treten ;))

Ehrlich gesagt, die 3 Fragen habe ich mir nicht gestellt. Hm...

Ich habe mir die Frage gestellt, die ich mir nun auch wieder bei meiner Mutter stelle.
Hatte mein Vater nicht schon genug durchgemacht? Kann er nicht endlich in Ruhe alt werden?
Wie gesagt, nun kann man statt Vater, Mutter einsetzen.

Es ist immer alles so plötzlich, so unverhofft.
Klar ist es das.

Meine Mutter war bis zum Schlaganfall das personifizierte Leben. Nachdem Anfall wurde mir deutlich, dass sie nicht mehr in der Mitte ihres Lebens steht.
Sie ist 73. Sicher wusste man das immer, dass sie älter wird, dass man selbst älter wird. Aber auf einmal wird einem bewusst, dass man tatsächlich irgendwann damit rechnen muss, dass die Eltern nicht mehr da sind. Auch ohne Krebs oder Schlaganfall oder oder oder...
Es ist bitter zu sehen, dass aus einer so lebensbejahenden Person, die in allen Lebenslagen immer Stärke gezeigt hat und körperlich und geistig einer 40jährigen in Nichts nach stand auf einmal so ein "psychisches Wrack" wird. Sorry, ich finde einfach keinen Ausdruck, der es besser bezeichnet.

Sie befindet sich gerade am Anfang der Bestrahlung. Ihrem Schlaganfall kann sie sich gar nicht widmen. Sie geht zwar zur Krankengymnastik, aber eine Reha musste aufgrund der Krebserkrankung abgesagt werden. Gerade die hätte sicherlich einiges bewirkt.
Sie hat Probleme mit dem Fuss und der Hand/Arm. Es ist nicht sichtbar. Aber sie hat motorische Schwierigkeiten beim Schreiben. Und lange Strecken zu Fuss zu gehen ist natürlich auch tabu.
Es ist zuviel auf einmal.

Mein Partner baut sie unheimlich auf, er hat ein Händchen für sowas, wohl wegen seinem Beruf, der auch gleichzeitig seine Berufung ist.
Er schafft mehr, als mein Vater und ich zusammen.

Wie gesagt, ich bin was ihre Krankheit anbetrifft eigentlich sehr zuversichtlich, aber mache mir Sorgen um ihre Psyche.
Wir müssen nun abwarten. Die Bestrahlung ist in gut 7 Wochen abgeschlossen. Sie ist nur vorbeugend, da meine Mutter operiert wurde, also werden wohl auch keine weiteren Behandlungen folgen. Nein, Stopp....sie muss noch 5 Jahre lang (Anti)Hormontabletten nehmen.

Vielleicht wird nach diesen 7 Wochen alles etwas ruhiger, vor allem sie.

Irgendwie geht es mir wieder um meine Kinder (schiebe ich sie nur vor?).
Ich möchte, dass mein Kleinster meine Eltern noch richtig kennen lernt.
Ausserdem möchte ich, dass sie zumindest bei den Großen noch miterleben, wie sie sich entwickeln.

Ich glaube, das ist nun alles etwas aus dem Ruder gelaufen, doch der Thread heisst Gefühle und das sind im Moment nun mal meine..


„Welch triste Epoche, in der es leichter ist, ein Atom zu zertrümmern als ein Vorurteil!“

Albert Einstein


zuletzt bearbeitet 17.09.2010 00:48 | nach oben springen


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